Erdbeben in der Türkei: Ein Überblick
Erdbeben sind eine schmerzhafte Erinnerung an die unvorhersehbare Natur der Naturkatastrophen. Selbst stark entwickelte Länder sind nicht in der Lage, Erdbeben vorauszusehen oder zu verhindern und müssen stattdessen ihr Risiko minimieren und auf den Schutz ihrer Bürgerinnen und Bürger konzentrieren.
Die Türkei hat allein im letzten Jahrzehnt mehrfach mit schlimmen Erdbeben zu kämpfen gehabt – vom tödlichen Beben 1999 hin zum begrenzt verheerenden Beben 2001. Das letzte verheerende Erdbeben ereignete sich am 6. Februar 2023 in der Region um Gaziantep, Malatya, Adiyaman, Hatay wie auch Syrien.
In diesem Artikel möchte ich mich dem Risiko von Erdbeben in der Türkei genauer widmen. Ich beantworte die Frage, wieso es in der Türkei zu häufigen Erdbeben kommt, welche Gebiete am meisten gefährdet sind und erkläre dir, was es erdbebensichere Maßnahmen gibt, um die Menschen dort besser schützen zu können.
Erdbebenrisiko in der Türkei
Erdbeben sind eine tragische Realität für die Menschen in der Türkei. Das Land befindet sich in einer sogenannten seismisch aktiven Zone und hat in den vergangenen Jahren mehrere Erdbeben mit schweren Schäden erlitten. Die Türkei zählt zu den erdbebengefährdetsten Ländern der Welt.
1999 starben mehr als 17.000 Menschen bei einem schweren Erdbeben und 2001 folgte ein weiteres schweres Beben mit mehreren zehntausend Toten. Das jüngste Erdbeben vom Februar 2023 forderte sogar mehr als 50.000 Menschenleben.
In den vergangenen Jahren hat die Türkei jedoch eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um das Erdbebenrisiko zu minimieren. Dazu gehört die Einführung eines landesweiten Frühwarnsystems, welches die Menschen vor einem bevorstehenden Erdbeben warnen kann.
Leider können jedoch nicht alle Erdbeben vorhergesehen, bzw. von einem Frühwarnsystem erfasst werden. Und so trifft die Gewalt der Natur oft unerwartet und plötzlich mit voller Wucht die Menschen in den gefährdeten Gebieten. Traurigerweise auch am 6. Februar 2023…
6. Februar 2023
Was war passiert? In der Nacht des 6. Februar 2023 ereignete sich in Südostanatolien ein schweres Erdbeben mit einer Stärke von 7,8. Dabei stürzten ganze Häuserblöcke ein. Was blieb, war ein Trümmerfeld der Verwüstung.
Das Epizentrum lag nahe der Stadt Gaziantep. Zu den betroffenen Gebieten zählen neben Gaziantep auch die Städte Atakaya, Kahramanmaraş, Malatya, Diyarbakır, Adıyaman, Osmaniye sowie Şanlıurfa.
Das Erdbeben im türkischen Grenzgebiet zu Syrien ist nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eines der schlimmsten Ereignisse seit einem Jahrhundert und zählt zu einem der stärksten Beben seit Beginn der Aufzeichnung.
Dem ersten Erdbeben folgten noch weitere Nachbeben, welche für weitere Gebäudeeinstürze verantwortlich waren. Die ständigen Nachbeben erschwerte es den Ersthelfern und angereisten Rettern und machte die Suche nach Überlebenden äußerst gefährlich.
Zu dieser Jahreszeit herrschen in den betroffenen Gebieten Temperaturen um den Gefrierpunkt. Dies trug negativ zur Überlebenschance von Verschütteten und Verletzten bei und machte die Rettungsaktion zu einem Wettlauf gegen die Zeit.
Aus aller Welt reisten Helfer in die betroffenen Gebiete. Hilfsgüter wurden geschickt, Spenden gesammelt und Hilfsunterkünfte geschaffen. Von der Hilfsbereitschaft, die auch Wochen danach noch anhält, bin ich zutiefst gerührt.
Dennoch ist die traurige Bilanz – Mehr als 50.000 Menschen verloren in der Türkei und Syrien ihr Leben. Weitere hunderttausende Menschen wurden obdachlos oder musste durch die Zerstörung ihre Wohnungen und Heimatstadt verlassen.
Erdbebenhäufigkeit in der Türkei
Warum bebt in der Türkei so häufig die Erde? Das liegt an den Erdplatten, welche aufeinandertreffen. In Deutschland leben wir auf der Eurasischen Platte, welche als sehr stabil gilt. Der Großteil der Türkei liegt auf der anatolischen Platte. Diese grenzt an die Eurasische Platte sowie an die arabische Platte, auf welcher Syrien liegt.
Die arabische Platte ist in Bewegung und drückt gegen die anatolische Platte. Diese wird dadurch an die Eurasische Platte geschoben. Verwerfungen nennt man die Gebiete, in welchen die Platten aufeinandertreffen und dadurch besonders erdbebengefährdet sind.
Die ostanatolische Verwerfung ist das Gebiet, in welchem die arabische und die anatolische Platte zusammenkommen, die nordanatolische Verwerfung bezeichnet den Punkt, an welchem die anatolische und die eurasische Platte aufeinandertreffen.
Durch die ungleichmäßige Bewegung der Platten und die dadurch stattfindende Reibung bauen sich Spannungen auf, die dann bei zu hohem Spannungsaufbau zu einem Erdbeben führen.
Erdbebengefährdete Gebiete
Erdbeben sind in der Türkei keine Seltenheit. In den vergangenen zwanzig Jahren sind zahlreiche Erschütterungen aus den unterschiedlichsten Regionen des Landes gemeldet worden. In den meisten Fällen waren die Erdbeben relativ schwach, aber es gab auch einige schwere Erdbeben, die zu schweren Schäden und vielen Verletzten geführt haben.
Zu den erdbebengefährdeten Gebieten zählen vorrangig die Regionen, welche sich entlang der Verwerfungslinien befinden. Etwa von Karlıova in südwestliche Richtung bis Antakya oder Türkoğlu. Entlang der nordanatolische Verwerfung liegen unter anderem die Städte Izmit oder auch Istanbul – die Verwerfung zieht sich jedoch über das Marmarameer bis in die nördliche Ägäis und somit bis nach Izmir.
Gerade in den ländlichen Regionen und kleineren Städten sind die Häuser noch sehr einfach und traditionell gebaut worden. Renoviert wurden diese größtenteils nicht, was selbst bei einem schwächeren Beben schon verheerende Auswirkungen haben kann.
Angesichts dessen hat die Türkei in den vergangenen Jahren viel Aufwand betrieben, um die Risiken für erdbebengefährdete Gebiete zu reduzieren. Dazu gehören die Aufstellung von Erdbebensensoren, die regelmäßige Inspektion von Gebäuden in erdbebengefährdeten Gebieten und die Umsetzung von Bauvorschriften, die eine hohe Erdbebensicherheit gewährleisten.
Auch die Ausbildung von Fachkräften und die rechtzeitige Evakuierung von Gebieten, die besonders gefährdet sind, sind wesentliche Bestandteile der erdbebensicheren Maßnahmen. Durch diese und weitere Maßnahmen versucht die Türkei, das Risiko für ihre Bürger und Gebäude in erdbebengefährdeten Gebieten zu minimieren. Dies ist ein bemerkenswerter Beitrag zur Sicherheit ihrer Bevölkerung.
Die traurige Wahrheit, leider hat die Türkei hier noch sehr viel Arbeit vor sich und einen noch viel höheren Nachholbedarf. Grund sind Korruption und Bestechung. Die Errichtung von Schwarzbauten, also illegal errichtete Häuser, spielen bedauerlicherweise immer noch eine große Rolle.
Neubauten werden trotz schlechtem Bauuntergrund oder mit Baumängeln genehmigt, Gebäudeinspektionen werden teils gar nicht durchgeführt und die Vorkehrungen gerade in alten Häusern zum Schutz gegen Erdbeben nicht getroffen.
Erdbebenrisiko in anderen Teilen der Türkei
Auch in der Ägäisregion ereignen sich immer wieder Erdbeben. Da das Zentrum des Bebens meist jedoch im Meer liegt, sind die Auswirkungen auf die Küstenabschnitte, wie Bodrum oder Marmaris nicht ganz so verheerend.
Entlang der Küste Richtung Antalya wird das Erdbebenrisiko immer geringer. Ich habe während meiner Zeit in Side auch einige kleine Erdbeben mitbekommen. Es waren jedoch nur Ausläufer von Seebeben und so gering, dass man diese teils gar nicht wirklich wahrgenommen hat.
Die Mittelmeerregion ist somit ein ziemlich sicheres Gebiet, in welches du ohne Bedenken fahren kannst. Das Gleiche gilt für die Region um Zentralanatolien mit Kappadokien. Auch dieses Gebiet gilt als risikoarm.
Die Auswirkungen von Erdbeben in der Türkei
Die Türkei ist ein stark erdbebengefährdetes Land. Immer wieder bebt die Erde. Auch Seebeben im Meer sind an Land teils deutlich spürbar.
Die Auswirkungen von Erdbeben in der Türkei sind häufig besonders schwerwiegend. Grund dafür sind die teils sehr alten Häuser, welche bei einem stärkeren Erdbeben in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Auch die illegale Bebauung von Fläche oder die Baubewilligung trotz fehlender Erdbebensicherer Bauweise tragen zu fatalen Auswirkungen bei.
Um diese Risiken zu reduzieren, hat die türkische Regierung in den vergangenen Jahren mehrfach vorbereitende Maßnahmen ergriffen. Dazu gehören das Errichten von Erdbebenschutzwänden und speziellen Gebäuden, die für Erdbeben widerstandsfähiger sind.
Auch wurde die Bildung von Notfallplänen angestrebt, um die schnelle uns systematische Rettung von Personen zu ermöglichen. Trotz all dieser Bemühungen ist die Türkei noch immer stark gefährdet, was auf einige Mängel in der Umsetzung und Aufrechterhaltung dieser Maßnahmen zurückzuführen ist. Die Regierung muss jedoch alles daran setzen, um das Risiko von Erdbeben für die Bevölkerung zu minimieren.
Jüngste Ereignisse in Südostanatolien sind leider ein trauriges Beispiel und haben gezeigt, dass die Maßnahmen in der Türkei noch weit entfernt von der Lösung sind.
Länder wie Japan machen es vor und sind der Beweis, dass die richtige Bauweise von Häusern auch starken Erdbeben standhalten kann. Warum diese Umsetzung in der Türkei noch nicht erfolgt, ist eine Frage, die sich nun auch die ganze Welt stellt.
Soziale und psychologische Auswirkungen
Die Auswirkungen von Erdbeben in der Türkei sind sowohl sozial als auch psychologisch unvorstellbar. Betroffene Personen haben Monate oder Jahre mit den Folgen zu kämpfen.
Neben körperlichen Schäden sind auch psychische Probleme eine Folge von Erdbeben. Viele Menschen leiden an Traumata, Angstzuständen, Depressionen und sogar Posttraumatischem Stresssyndrom.
Die Trauer um geliebte Menschen und Freunde, der plötzliche Verlust seines gesamten Hab und Guts oder auch die Hilflosigkeit setzen den Betroffenen sehr zu und sind nur schwer zu verarbeiten.
Erdbeben können zu einem Gefühl der Ohnmacht und Isolation führen. Menschen können sich abgekapselt fühlen, ohne Hoffnung und ohne Wertschätzung. Dies kann zu langfristigen negativen Folgen auf die psychische und soziale Gesundheit der betroffenen Menschen führen.
Häuser und Straßen können wieder aufgebaut und neu errichtet werden. Die Heilung der Menschlichen Seele jedoch ist ein langer, schwerer Weg.
Wiederaufbau nach Erdbeben
Erdbeben sind ein schmerzliches Erlebnis für die Menschen, die von ihnen betroffen sind. Leider hat die Türkei hat in den vergangenen Jahren mehrfach schwere Erdbeben erlebt, die sich in einer Reihe von Verlusten und Zerstörungen äußern.
Daher ist es wichtig, dass die Regierung die Risiken von Erdbeben minimiert und sich auf den Schutz ihrer Bürgerinnen und Bürger konzentriert. Der Wiederaufbau nach einem Erdbeben ist ein komplexer Prozess, der viele verschiedene Faktoren wie finanzielle Mittel und Effizienz der Regierung, Unterstützung der Gemeinschaft und Hilfe aus dem Ausland umfasst.
Der erste Schritt beim Wiederaufbau nach einem Erdbeben ist die Bewertung und Reparatur der Schäden. Die Regierung muss eine umfassende Inspektion durchführen, um festzustellen, in welchen Gebieten die schwersten Schäden entstanden sind und wie viele Ressourcen dazu benötigt werden, um eine sichere Umgebung wiederherzustellen.
Um die effektivste und schnellste Wiederherstellung zu ermöglichen, muss die Türkei auch den Einsatz moderner Technologie und das Bewusstsein für erdbebensichere Bauweisen unterstützen.
Dazu gehören das Bauen von Wänden aus Stahlbeton, das Verstärken von Strukturen mit Metallstreben, das Errichten von Schutzwänden aus Stein oder Beton und die Installation von Erdbebensensoren, um Vorschläge und Warnungen zu geben.
Der Einsatz dieser Technologien kann einigen Schaden verhindern und auch dazu beitragen, dass das türkische Volk in Zukunft besser vor Erdbeben geschützt ist.
Erdbebensichere Maßnahmen und Techniken
Um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten, hat die türkische Regierung mehrere Initiativen ergriffen, um erdbebensichere Maßnahmen und Techniken zu entwickeln.
Dazu gehören die ständige Überwachung der seismischen Aktivität, die Entwicklung eines nationalen Katastrophenschutzplans, die Regulierung des Bauwesens, das Einführen von Richtlinien zur Verbesserung der Erdbebensicherheit und ein umfassendes Bevölkerungsbewusstsein über das Risiko und die Möglichkeiten der Verhinderung von Erdbeben.
Eine Reihe von Maßnahmen zur Verschärfung von Bauvorschriften umfassen die Einhaltung von Mindeststandards für Erdbebensicherheit beim Bau neuer Gebäude und die vorgegebenen Richtlinien für die spezifische Struktur eines Gebäudes.
Zudem hat die Regierung auch die Verwendung von erdbebensicheren Baustoffen wie Stahlbeton und Stahlbetonbalken in erdbebengefährdeten Gebieten vorgeschrieben. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Kosten für den Wiederaufbau nach einem Erdbeben zu minimieren, indem die Gebäude vor Schäden geschützt werden.
Ferner gibt es eine Reihe von Entschädigungsprogrammen, die den Bürgern helfen, sollten sie durch Erdbeben in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Diese Programme bieten den Betroffenen Unterstützung bei der Wiederherstellung ihrer Eigentümer und bei der Finanzierung des Wiederaufbaus.
Weiterhin hat die Türkei ein Gesetz erlassen, welches den Bau von Gebäuden erleichtert, die speziell auf den Schutz vor Erdbebengefahren ausgelegt sind. Auch wenn Erdbeben in der Türkei immer noch ein Problem darstellen, sind die Regierung und die Bevölkerung entschlossen, das Risiko für die Bevölkerung durch ein effektives Risikomanagement und Vorbeugungsmaßnahmen zu minimieren.
Fazit
Bestimmte Regionen der Türkei zählen zu den weltweit gefährdetsten Erdbebengebieten. In den vergangenen Jahren und zuletzt in Südostanatolien haben Erdbeben zu großen Schäden und Verlusten geführt.
Das Fazit ist, Erdbeben in der Türkei stellen eine reale Gefahr dar. Derzeit arbeitet die Regierung an einem neuen Rahmen für verschiedene Erdbebenschutzmaßnahmen.
Dazu gehören die Einrichtung von Frühwarnsystemen, die Einhaltung von strengen Bauvorschriften und das Schulen von Bürgern über richtiges Verhalten bei Erdbeben. Diese Maßnahmen helfen, die Auswirkungen von Erdbeben in der Türkei zu minimieren und das Risiko für die Bevölkerung zu verringern.
Leider werden diese Bauvorschriften noch nicht ausreichend eingehalten und eine erdbebensichere Bauweise nicht bei jedem Gebäude umgesetzt. Alte Häuser und Gebäude, wie in Istanbuls historischer Altstadt, tragen weiterhin zur Sorge bei.
Auch zahlt die Bevölkerung der Türkei eine sogenannte Erdbebensteuer. Die Abgaben daraus sollen als Unterstützung für Erdbebenschutzmaßnahmen hergenommen werden. Der türkische Präsident räumte nach den jüngsten Ereignissen ein, die Steuergelder teils anderweitig verwendet zu haben. Eine traurige Bilanz.
Das Erdbebenrisiko der Türkei ist bekannt. Es ist kein Problem, welches behoben werden kann. So wie in vielen Ländern der Welt müssen auch die Menschen der Türkei mit dieser Naturgewalt leben.
Dank der heutigen Wissenschaft, Technologie und Aufklärung könnten Vorkehrungen ergriffen werden, die schlimmere Auswirkungen meist verhindern. Länder wie Japan gehen mit bestem Beispiel voran und zeigen, dass die richtige Bauweise größere Schäden vermeiden lässt.
Die türkische Regierung hat Maßnahmen zum Schutz gegen Erdbeben ergriffen. Jetzt gilt es, diese schnell und ordnungsgemäß umzusetzen, zu befolgen und stetig daran zu arbeiten.